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Ministerin Scharrenbach übergibt Zuwendungs­bescheid an den Verein zur Förderung des Jüdischen Friedhofs Münster

Am 14. April 2021 war die Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW, Frau Ina Scharrenbach, auf dem Jüdischen Friedhof in Münster zu Gast, um dem „Verein zur Förderung des Jüdischen Friedhofs an der Einsteinstr. Münster“ einen Zuwendungsbescheid zu überreichen.

Beantragt hatte der Verein diese Zuwendung aus dem Förderprogramm des Ministeriums „Heimat.Zukunft.Nordrhein-Westfalen. Wir fördern, was Menschen verbindet“ im Rahmen der Förderlinie „Heimat-Zeugnis“. In den Richtlinien zur Förderlinie „Heimatzeugnis“ heißt es: „Gefördert werden können Projekte und Maßnahmen, mit denen in herausragender Weise lokale und regionale Geschichte, Traditionen sowie lokale und regionale Besonderheiten aufgearbeitet und öffentlich präsentiert werden.“ Der Verein hatte sich beworben mit dem Projekt „Jüdische Heimat Münster. Digitale Stadtrundgänge mit augmented reality“. Das Projekt hat zum Ziel, die Stadt Münster als Heimat-Ort jüdischer Gemeinden vom Mittelalter bis in die Gegenwart vorzustellen und jüdisches Leben in Münster als Teil der westfälischen Heimat nahe zu bringen. Das Thema der „jüdischen Heimat Deutschland“ ist gerade auch gegenwärtig wieder von hoher Aktualität und Brisanz.

Das Projekt „Jüdisches Leben in Münster – digitale Stadtrundgänge mit augmented reality“ will gezielt die Möglichkeiten digitaler Information nutzen, aus drei Gründen:

  • zum ersten ist der digital-virtuelle Zugang zu Informationen ein Weg, der sich insbesondere auch in den jüngeren Generationen wachsender Beliebtheit, ja Selbstverständlichkeit erfreut – und sich in Pandemiezeiten als unentbehrlich erwiesen hat;
  • zum zweiten sind viele historische Orte und Zeugnisse jüdischer Beheimatung in Münster nur noch über Fotos, Pläne, Beschreibungen, Detailfunde sichtbar zu machen. Diese Quellen können optimal genutzt werden, wenn sie digital aufbereitet werden;
  • drittens schließlich ist es angesichts der nach wie vor unsicheren Situation jüdischer Einrichtungen nicht möglich bzw. nicht geraten, bestimmte Orte jüdischen Lebens für Besucher und Besucherinnen kontinuierlich geöffnet zu halten. So ist der Jüdische Friedhof an der Einsteinstraße, der auch gegenwärtig noch vereinzelt belegt wird, aus Gründen der Sicherheit nur am Tag des offenen Denkmals öffentlich zugänglich. Aus diesem Grund wurde das Projekt www.juedischerfriedhof-muenster.de auch als digitales Projekt konzipiert. Es kann nun eingehen in das größerflächige Projekt „Jüdisches Leben in Münster“.

In ihrem Begrüßungswort erläuterte die Vereinsvorsitzende, Prof. i.R. Dr. Marie-Theres Wacker, in welch anschaulicher Weise gerade der Jüdische Friedhof an der Einsteinstraße die Beheimatung jüdischer Familien in Münster seit mehr als 200 Jahren deutlich macht. Herr Sharon Fehr, Vorsteher der Jüdischen Gemeinde Münster, hob in seinem Grußwort hervor, dass die digitale Dokumentation des Jüdischen Friedhofs Münster diesen Ort zugänglich macht „als steingewordene Erinnerungsstätte für die jüdische Gemeinde Münsters wie auch für das öffentliche Bewußtsein und nachfolgende Generationen in Westfalen“. Ministerin Scharrenbach stellte das Projekt „Jüdische Heimat Münster. Digitale Stadtrundgänge mit augmented reality“ in den Zusammenhang eines weiten und inklusiven Blicks auf das, was Heimat in einem Bundesland wie Nordrhein-Westfalen mit seiner großen Vielfalt von hier lebenden Menschen bedeutet. In Anwesenheit von Frau Regierungspräsidentin Dorothee Feller, Schirmherrin des Vereins, und unter dem Applaus der anwesenden Vereinsmitglieder – darunter Ludger Hiepel, Beisitzer im Vereinsvorstand und wiss. Mitarbeiter an der Kath-Theol. Fakultät der WWU, Karin Reismann, stellvertretende Bürgermeisterin i.R. der Stadt Münster, Stefan Querl, Antisemitismusbeauftragter der Stadt, und der Historikerin Gisela Möllenhoff, die drei Jahrzehnte lang zusammen mit Rita Schlautmann-Overmeyer die Geschichte jüdischer Familien in Münster erforscht hat – unterzeichnete Frau Prof. Wacker den Bescheid mit einer Zuwendungssumme von rund 225.000 €. Bei ihrem Dank erinnerte Frau Wacker daran, dass bereits Mitte des 19. Jahrhunderts der Schwiegersohn der in Münster bestatteten Sophie und Alexander Haindorf, Jakob Loeb, der Überzeugung war, dass „auch im Choran und im Neuen Testament nicht mehr Weisheit und Sittlichkeit zu finden sind als in Alten Testament“, ein Bekenntnis zu vernunftbasierter Gemeinsamkeit, auf das heute weiter gebaut werden kann.

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