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„Ich wollte endlich das Grab meiner Großtante besuchen…“

Ende Juli kontaktierte uns Julika Löwinger mit dem Wunsch, den Jüdischen Friedhof an der Einsteinstraße besuchen zu dürfen. Ihre Großtante Olga Goldstücker liegt hier bestattet; den Grabstein konnten wir dokumentieren, wussten aber bisher nichts über den Lebensweg der Verstorbenen. Umso mehr freuten wir uns über diese Kontaktaufnahme ...

Lange schon wollte Julika Löwinger einmal nach Münster kommen. Am 18. August 2023 war es endlich soweit; mit ihrem Ehemann konnte sie auf der Rückreise aus dem Urlaub in Münster eine Zwischenstation einlegen. Mitgebracht hatte sie zwei Steine, die sie nach jüdischem Brauch auf den Grabstein legte – einen für sich selbst, den zweiten im Auftrag ihres Vaters Sandor P. Vaci, der sich noch lebhaft an seine ungarische Heimat und an seine Tante Olga Goldstücker erinnert. Er hat Dokumente, Fotos und mündliche Erinnerungen gesammelt und zu einer Familiengeschichte zusammengestellt. „Die Namen Viktor und Gyuri, die auch auf dem Grabstein stehen, sind die Namen von Olgas Ehemann und ihrem Sohn“, erklärte Frau Löwinger. Wenn da zu lesen ist „gest.“, also „gestorben“, ist das falsch: beide wurden deportiert und ermordet. Olga selbst überlebte wie durch ein Wunder das Lager in Auschwitz. Nach Münster kam sie, um hier für sich die sogenannte „Wiedergutmachung“ in die Wege zu leiten, also die Forderung nach Rückerstattung geraubten Besitzes und Entschädigung für erlittenes Leid durch den NS-Staat.

„Ich bin dankbar, dass ich einmal hier stehen durfte“, sagte Julika Löwinger zum Abschied. Und wir sind dankbar, dass wir nun diesen Verstorbenen ein „Gesicht“ geben können – über Fotos und Stationen ihrer Lebensgeschichte.

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Julika Löwinger am Grab von Olga Goldstücker © Marie-Theres Wacker